Deal mit Dorian (German Edition) by Nora Melling

Deal mit Dorian (German Edition) by Nora Melling

Autor:Nora Melling [Melling, Nora]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-03T05:00:00+00:00


20. Kapitel

Hier und jetzt enden mein Abenteuer auf Dornenhagen und mein unsinniger Traum vom Geld. Das waren die ersten Gedanken, als ich in der Morgendämmerung das zweite Mal in dieser Nacht erwachte. Die Kopfschmerzen waren zum Glück verschwunden und meine Gedanken wieder so klar wie an normalen Tagen. Morgenrot gab dem Himmel die Farbe von Himbeerkonfitüre. Vögel sangen mir zu, als begrüßten sie das Ende meiner bezahlten Heuchelei. Dazwischen mischten sich ferne Geräusche vom Abbau des Festes gestern Abend. Stangenklappern, Rufe, Motorengebrumm. Wie konnte ich letzte Nacht noch unschlüssig gewesen sein? Ich musste hier weg, weg aus diesem Zimmer, weg aus diesem Landhaus, und zwar sofort und dringend. Dorian hatte mit seinem Angriff gegen mich eine Schwelle überschritten, die nie wieder jemand mir gegenüber überschreiten sollte. Leise stand ich aus dem Bett auf, warf einen Blick hinüber in das andere Bett, in dem Dorian noch schlief, und suchte mir aus den Schubladen irgendetwas zu Anziehen, das ein wenig mehr nach mir aussah als die von Dorian ausgesuchten Designerklamotten. Im Bad versuchte ich die alte, normale, vertraute Cara zurückzuholen, so gut es mir gelang. Meine Zahnbürste und das Zeug aus dem Bad stopfte ich in meine Kulturtasche und band meine abgefackelten Haarreste zu so etwas wie einem Pferdeschwanz zusammen. Ich versuchte mich nicht von der Beinprothese, die immer noch dort stand, erschrecken zu lassen. Wie hatte Dorian es nur die ganze Zeit geschafft, das vor mir geheim zu halten? Wir teilten uns ein Zimmer!

Als ich aus dem Bad zurückkam, schlief Dorian immer noch in der gleichen Stellung. Sein Atem ging gleichmäßig und wenn nicht die Krücken unübersehbar vor seinem Bett gelegen hätten, hätte ich gedacht, ich hätte die letzte Nacht geträumt. Stattdessen packte ich die paar Sachen, die tatsächlich mir gehörten, in eine Reisetasche. Die Kette mit unseren Initialen legte ich Dorian neben das Bett auf den Nachttisch. Dann verließ ich das Zimmer.

Es gab keinen Bus und ich konnte wohl kaum zur Bahn laufen. Ich verabschiedete mich von Dorians Geld, das ich im Geiste schon dreimal mindestens ausgegeben hatte, einmal unter anderem dafür, um mit auf Schulfahrt nach Rom zu fahren, zog mein Handy aus der Tasche und rief bei einem Taxiunternehmen an. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Irgendwie jedenfalls nicht, dass man mir bedauernd mitteilte, dass alle Wagen unterwegs waren und ich es in einer halben Stunde noch mal versuchen sollte. Und jetzt?

Nachdem ich ein paar Minuten ziemlich ratlos auf dem Flur gestanden hatte, entschied ich, dass ich genau so gut erst frühstücken und dann abreisen konnte. Dorian, selbst wenn er bald aufwachen würde, würde mich wohl kaum vor allen anderen in mein Zimmer zerren und dort einschließen, weil ich den Deal brach. Ob er so etwas schon erwartet hatte? Dass es niemand mit ihm aushielt? Warum sonst hatte er mir die zweite Hälfte der Zahlung für den Fall angeboten, dass ich bis zum Ende durchhielt?

Ich machte mich auf die Suche nach so etwas wie einem Frühstück. In dem gleichen Raum, in dem wir gestern gebruncht hatten, waren zu meiner Überraschung die Tische schon gedeckt.



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